Schwaz silver mine
The history of the Schwaz silver mine in Tyrol
„Swatz ist aller perckhwerck muater zwar
Davon nert sych ayn gar gross schar
Ob treyssygh taussent, hab ich recht behalten
Von mannen, frauen, yungh und altn.“
(Schwaz is all mine mother
Although it is fed a great crowd
at 30,000 I got it right to keep,
for men, women, young and old).
(Tiroler Landreim by Georg Rösch, 1558)
Experience the world of mining
Schwaz was the mining centre of Europe in the Middle Ages. Around 85% of the silver produced worldwide came from Schwaz and made the city the largest mining metropolis in the world at its heyday around 1500, and Tyrol became one of the richest countries in Europe. The great trading families became so influential that they dictated Europe's politics and the new world's discoveries with Schwaz silver.
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Die Anfänge – Vom kleinen Ort zur Metropole
Vom kleinen Ort Suates zur Bergbaumetropole Schwaz
Die Anfänge des Ortes liegen im dunkeln. Der Name Suates, der wie Stans, Terfens, Volders, Wattens mit einem „s“ endet, ist sicher vor der deutschen Besiedlung und auch vor der römischen Besetzung des Landes entstanden. Die Leute im mittleren Inntal waren vom Stamm der Breonen (ob diese Räter oder Illyrer waren, weiß man nicht).
Schwaz lag auf der Schattenseite des Inntales, Getreide wuchs schlechter, und der Lahnbach mit seinen Vermurungen war auch kein Anreiz, sich anzusiedeln. Schwaz ist darum sicher nicht als Bauerndorf, wie Vomp und Stans, gegründet worden, sondern als Bergwerksort. Bereits um 1500 vor Christi hat man in den Schwazer Bergen das Kupfer zum erstenmal entdeckt, welches in Verbindung mit Zinn zur Herstellung von Bronze benötigt wurde. Das Silber konnte man mit dem damaligen Stand der Schmelztechnik noch nicht gewinnen. Der Schwazer Kupferbergbau war wohl mit eine Ursache für die intensive Besiedlung des mittleren Inntales in der Urnenfelderkultur (vgl. Urnenfriedhöfe in Hötting, Mühlau, Wilten, Volders, Matrei). 15 v.Chr. eroberten die Römer das Inntal und gliederten es in die Provinz Rätien ein.
Nach dem Untergang des weströmischen Reiches wanderten die germanischen Bayern um 550 in das mittlerweile herrenlose Bergland ein. Von Schwaz hört man in dieser Zeit nichts. Die Wirtschaft sinkt wieder auf Ackerbau und Viehzucht zurück. Die Bayern waren ein echtes Bauernvolk und besiedelten neben den übriggebliebenen Breonen das Inntal (worauf Ortsnamen wie Fiecht, Wiesing, Gallzein, Buch und Weer in der Schwazer Umgebung hinweisen). Das Inntal war ein Teil des Herzogtums Bayern, das im Jahre 788 durch Kaiser Karl dem Großen dem Frankenreich einverleibt wurde. In die Zeit zwischen dem untergehenden Frankenreich und dem Beginn des Hl. Römischen Reiches deutscher Nation (um 960) fällt die zufällige erste Nennung von Schwaz in einer Urkunde: 930 schenkt die hochadelige Frau Himiltrudis dem Erzbischof von Salzburg alles Eigengut und ihre Leibeigenen in Vomp, Suates und Wiesing. Die Mehrheit der damaligen Bevölkerung bestand aus Unfreien und Leibeigenen, und auch in Schwaz dürfte es nur Leibeigene gegeben haben, deren Herren der König und der hohe Adel, die Herzöge von Bayern, die Grafen von Andechs, die Hochstifte Brixen, Salzburg, Regensburg und Freising, sowie die großen Klöster, denen König und Adel immer neue Stiftungen schenkten, waren.
Mittlerweile waren die politischen Zustände im Inntal in Bewegung gekommen. Da die Bayernherzöge oft gegen die Kaiser in Opposition standen, hatte Kaiser Konrad II. im Jahre 1027 das Inn- und Eisacktal den Bischöfen von Brixen als weltliches Herrschaftsgebiet übergeben und die Herzöge auf der (damals schon) wichtigen Italienroute über den Brenner ausgeschaltet. Da die Bischöfe die weltliche Macht nicht persönlich ausüben durften, übertrugen sie die Verwaltung an hohe Adelige als sogenannte Vögte. Im Inntal regierten namens des Bischofs (und bald auch ohne ihn) die mächtigen Grafen von Andechs. 1284 kaufte Graf Meinhard II. von Görz – Tirol die Inntalgrafschaft. Seither gehört Schwaz endgültig zum Land Tirol.
In dieser Epoche tritt in Schwaz ein Geschlecht des niederen Adels auf – die Herren von Freundsberg, benannt nach ihrer Stammburg über Schwaz. Sie kamen als Dienstmannen der Andechser ins Land. Um 1170 errichteten sie die Burg Freundsberg als einfachen Turm, 1230 errichteten sie sie neu. Am 23. April 1326 verlieh Berthold von Freundsberg den Schwazern das Recht eines Wochenmarktes, das von König Heinrich bestätigt wurde. Dieser Wochenmarkt war am Kirchanger südlich des Kreuzes (heute Stadtpark bei der Pfarrkirche). Schwaz war auch Gerichtssitz und die Herren von Freundsberg waren auch Besitzer von Sonnenburg bei Innsbruck, Friedberg bei Volders, Matzen bei Brixlegg, Mariastein und anderer Burgen. Durch die Einführung des Wochenmarktes entstand neben dem Dorf, das östlich des Lahnbaches war, westlich des Lahnbaches allmählich eine zweite Gemeinde, der Markt.
Trotz des Wochenmarktes war Schwaz nie rechtlich ein stadtähnlicher Marktort, wie Matrei oder Imst. Deshalb gab es in Schwaz auch nie Bürger oder Inwohner, also Menschen verschiedenen Rechts wie dies bei Städten und Märkten selbstverständlich war. Vielleicht wäre Schwaz ein solcher Marktort geworden, wenn nicht im 15. Jahrhundert der Bergbau alle bisherigen Verhältnisse umgestürzt hätte.
Zur Blütezeit des Bergbaues (15./16. Jahrhundert) war Schwaz die größte Bergbaumetropole Mitteleuropas und war mit 20.000 Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Ortschaft im habsburgischen Reich. Aus verschiedenen Gründen war Schwaz trotz seiner Größe damals keine Stadt: Einerseits musste eine Stadt Mauern und Türme haben, wobei die Bergwerke und viele Betriebe außerhalb des Mauerschutzes gewesen wären, andererseits wollten die Gewerken und Bergleute, die viele Privilegien und Sonderrechte hatten, nicht in die Pflichten einer Stadt eingeengt werden. Noch dazu kam, dass Schwaz nicht eine Gemeinde war, sondern mehrere Gemeinden und Viertel umfasste. Am Anfang der Bergwerkszeit bestand Schwaz aus dem stadtähnlichen Markt, dem Dorf (mit Gnein und Söllleutviertel) und den Obleien oder selbständigen Hauptmannschaften Ried, Arzberg und Zintberg, also aus insgesamt fünf Gemeinden. Die Stadterhebung erfolgte erst 1899. -
Der Aufstieg – Aller Bergwerke Mutter
Bereits in der Bronzezeit wurde in Schwaz Bergbau betrieben. Das für die Herstellung von Bronze wichtige Kupfer wurde in Schwaz gewonnen und ist mitverantwortlich für den Aufschwung der bronzezeitlichen Kulturen im Inntal und im Wipptal.
1409 soll die Magd Gertraud Kandlerin beim Viehhüten in der Gegend von Kogelmoos (oberhalb von Schwaz) bemerkt haben, wie ein Stier einen silberhältigen Stein mit seinen Hörnern aus dem grasigen Boden bloßlegte. Inwieweit man dieser Sage Glauben schenkt, sei jedem selbst überlassen, klar ist jedoch, dass es müßig ist, bei einem Bergbau dieser Größe nach einem Gründungsjahr zu suchen. Tatsächlich gehören aber die Stollen „Kandlerin“ und „St. Jakob am Stier“ zu den ältesten am Falkenstein, und der Stier findet sich heute noch im Wappen der Gemeinde Gallzein. Die Bergchronik berichtet, dass 1420 die reichen Erzgruben am Falkenstein aufgetan wurden und vieles Bergvolk aus Böhmen und Sachsen (den alten Silberbergbauzentren beiderseits des Erzgebirges) und anderen deutschen Landen nach Schwaz gezogen ist. 1426 hat man im Westen von Schwaz (beim Gymnasium Paulinum) eine alte Erzgrube gefunden, die ergiebig war und die man Alte Zeche nannte.
Darauf hin begann ein großer Aufschwung. Das kleine Dorf Schwaz auf der Schattenseite des Inntales mit seinen bäuerlichen Strukturen wuchs in kurzer Zeit zur größten Bergbaumetropole Europas. Zur absoluten Hochblüte um 1500 zählte Schwaz über 20.000 Einwohner und war damit die zweitgrößte Ortschaft des Habsburger Reiches.
Die 1523 geförderte Menge von 15,7 Tonnen Brandsilber stellte zu dieser Zeit 85% des weltweit geförderten Silbers dar. Noch dazu kam, dass aufgrund der Zusammensetzung des geförderten Fahlerzes die rund 70fache Menge an Kupfer gefördert wurde. Während die Gewerken das geförderte Silber an den Landesfürsten zu verkaufen hatten, durften sie das Kupfer frei am Markt verkaufen. Der unbeschreibliche Bergsegen führte in der Folge dazu, dass die anfänglich meist einheimischen Gewerken nach und nach von finanzkräftigen ausländischen (meist süddeutschen) Handelsfamilien abgelöst wurden. Die bekanntesten unter ihnen sind sicherlich die Familien Fugger und Manlich aus Augsburg.
Die aufkommende starke Konkurrenz mit den weitaus ergiebigeren Silberbergwerken in Süd- und Mittelamerika zur Mitte des 16. Jahrhunderts führte zu einer verschärften Situation in Schwaz und letztendlich zum Untergang des Schwazer Bergbaues, der mit seinen technischen und sozialen Errungenschaften den Bergbau weltweit bis ins späte 19. Jahrhundert prägte.
1449 wurde den Freundsbergern als Gerichtsherrn zugestanden, von allen Häusern, die die Bergleute auf Gemeindegrund bauen, einen Zins einzuheben und die hohe Gerichtsbarkeit bei schweren Verbrechen zu üben. Trotzdem waren sie nicht mehr Herren im eigenen Gericht. Die neue, auf Geld aufgebaute Wirtschaft stand gegen die auf bäuerlichen Grundbesitz beruhende Welt des Adels. Deshalb haben die Freundsberger 1467 das Gericht Schwaz gegen die schwäbische Herrschaft Mindelheim ausgetauscht und sind weggezogen. Seither war der Landesfürst Erzherzog Sigmund nicht nur Herr des Silbers, sondern auch Herr über das Landesgericht Schwaz. Der Schwazer Bergbau boomte regelrecht. Innerhalb von zehn Jahren war die Schwazer Metallproduktion ein europäischer Wirtschaftsfaktor und der Falkenstein wurde zur Silber- und Geldquelle der Habsburger. 1441 wurde dem wilden Erzsuchen am Falkenstein ein Ende gesetzt und die Stollen und Gruben wurden von nun an regelrecht vom Bergrichter verliehen und vom Schiner (Vermessungsingenieur) vermessen.
Der Landesfürst war bei allen Gruben stiller Teilhaber mit 1/9 der Anteile. Zusätzlich musste jeder zehnte Kübel Roherz als Fron dem beamteten Froner abgeliefert werden. Alles in den Hütten gewonnene Silber musste von den Gewerken zu einem festen Preis von 5 bis 6 Gulden pro Gewichtsmark (281 Gramm) an die Saline Hall und ab 1477 an die dortige Münzstätte abgeliefert werden, während der Handelswert bei 10 bis 12 Gulden lag. Die Differenz nannte man den Wechsel.
Um 1500 erfuhren Bergbau und Metallhandel eine Veränderung. An die Stelle der Väter treten die Söhne, die nicht mehr nur Kaufleute, sondern, nachdem sie vom Kaiser geadelt wurden, Junker mit einem Anspruch auf Luxus und Repräsentation waren. Der neureiche Bergwerksadel der Stöckl, Fieger und Tänzl stach den alten Grundbesitzeradel aus und erwarb deren Burgen und baute sie zu prachtvollen Schlössern aus. Beispiele dafür sind das Schloss Tratzberg bei Stans und das Palais Enzenberg neben der Schwazer Pfarrkirche, die der Familie Tänzl gehörte, oder das heutige Schwazer Rathaus, das der Familie Stöckl als Wohn- und Firmensitz diente. Das gute Geschäft mit Silber und Kupfer lockte aber auch Größere an, die Augsburger Welthandelsfirmen der Fugger, Baumgartner und andere mehr. Sie konnten Kaiser Maximilian und dessen Nachfolgern Karl V. und Ferdinand I. jene Darlehen geben, die sie zum Aufbau und zur Festigung des habsburgischen Weltreiches brauchten. Die Augsburger beherrschten nicht nur den Handel mit den Schwazer Metallen, sondern traten zur Sicherstellung der Produktion auch allmählich als Gewerken in den Bergbau ein. In diesem Moment entschied das Schwazer Silber über die Geschichte Europas. 1519 wurde der Habsburger Karl V. zum deutschen König gewählt. Dazu stellten die Fugger einen Teil der Bestechungssumme (man spricht von etwa 850.000 Gulden), die die Kurfürsten dazu bewog, dem Habsburger gegenüber dem französischen König den Vorzug zu geben. Da war es schwer für die Tiroler Gewerken mitzuhalten. 1552 gingen die Tänzl und Stöckl als letzte einheimische Gewerken Bankrott und die Augsburger Firmen gewannen die Alleinherrschaft am Falkenstein, die sie schon seit Jahrzehnten angestrebt hatten. Doch auch diese gerieten ab 1550 durch die allgemein schlechte Wirtschaftslage immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten, was sich recht deutlich im häufigen
Wechsel der Teilhaber und Zusammenschlüsse äußerte. Die Blütezeit der Augsburger Handelsgesellschaften war um 1550 zu Ende. Die religiösen Wirren, die zur kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den katholischen und lutherischen Fürsten führten, und der Krieg gegen Frankreich schlugen dem europäischen Handelsnetz schwere Wunden. Die wachsende Einziehung der Bergknappen zur Landesverteidigung führte dem Bergbau weitere Wunden zu. Noch dazu kam, dass die amerikanischen Silberbergwerke mit billigem Silber den europäischen Markt überschwemmten und eine wahre Inflation des Silberpreises hervorriefen (erwähnt sei hier vor allem das Bergbaugebiet um Potosí in Bolivien, das mit einer Jahresproduktion von etwa 200.000 kg am bedeutendsten war).
Swatz ist aller perckhwerck muater zwar
Davon nert sych ayn gar gross schar
Ob treyssygh taussent, hab ich recht behalten
Von mannen, frauen, yungh und altn.
(Tiroler Landreim von Georg Rösch, 1558) -
Die Bergbauheiligen Barbara und Daniel
Die Heilige Barbara
Der Legende nach soll sie im 3. Jahrhundert die Tochter des Heiden Dioscorus gewesen sein. Ihr Vater hielt sie in einem Turm versteckt, um ihre Schönheit zu hüten. Als sich Barbara zum Christentum bekannte wurde ihr Vater wütend und zerrte sie zum provinziellen Richter, der sie zu Folter und Tod durch Enthaupten verurteilte. Dioscorus exekutierte das Urteil persönlich – dafür wurde er auf dem Heimweg vom Blitz getroffen und zu Asche verbrannt.
Manche suchen die Herkunft der Heiligen Barbara im ägyptischen Heliopolis, andere in Nicomedia (heute Izmit, Türkei) oder einer Stadt in der Toskana.
Die Heilige Barbara ist eine der 14 Schutzheiligen und wird bei Gewittern angerufen. Außerdem ist sie die Schutzheilige der Bergleute, Glocken- bzw. Kanonengießer und der Artillerie. Oft wird sie mit einem Turm und mit einem Schwert dargestellt.
Der Festtag der Heiligen Barbara ist am 4. Dezember. -
Vom Silber zum Geld: Die Erfindung des Talers
Die Erfindung des Talers
Im Jahr 1477 verlegte Erzherzog Sigmund die traditionsreiche Tiroler Münzstätte von Meran nach Hall. Als Zentrum des Tiroler Salzhandels hatte Hall zur wirtschaftlichen Blüte gefunden und als Kopfstation der Innschiffahrt kam dem neuen Münzort besondere Bedeutung im Güterverkehr zu. Auch die Nähe zu Schwaz sprach für den neuen Standort – der bisher lange und nicht ungefährliche Weg der Silbertransporte über den Brenner konnte wesentlich verkürzt werden.
In den ersten fünf Jahren schlug die Haller Münze nur Vierer und Kreuzer und daneben den neuen Goldgulden. Die Goldarmut auf der einen und der Silberreichtum auf der anderen Seite führten zum Wunsch, eine größere Zahlungseinheit aus Silber herzustellen, zumal es technisch gar nicht möglich war, die riesigen Silbermengen der Schwazer Reviere nur zu Kreuzern und Vierern zu vermünzen. Erzherzog Sigmund bestellte den Oberitaliener Antonio vom Ross (Antonio de Caballis) zum obersten Amtmann der Haller Münze. Dieser wollte das Pfund Berner, das bislang in Tirol nur eine Recheneinheit gewesen war, nach italienischem Vorbild als Silbermünze im Wert von 12 Kreuzern ausprägen (1482). Rasch mußte man allerdings erkennen, daß Größe und Gewicht des Pfundners Probleme im Zahlungsverkehr verursachten. Die Haller Münze reagierte sofort und prägte Halbpfundner im Wert von sechs Kreuzern aus. Diese später als Sechser bezeichnete Münze entwickelte sich zur bedeutendsten Münze im Geldumlauf der damaligen Wirtschaft. 1484 schlug man ein Silberstück im Wert von 30 Kreuzern, was einem halben Goldgulden entsprach. Zwei Jahre später wagte man sich an die Ausprägung einer Silbermünze im Wert eines Guldens, des Guldiners, der erste Taler der Welt. Die Haller Münze entsprach mit ihrer Neuschöpfung, die als „Taler“ längere Zeit hindurch fast überall in Europa als Zahlungsmittel Anerkennung fand, einem weitum bestehenden Bedürfnis nach einer hochwertigen Silbermünze (die Bezeichnung Taler leitet sich von Joachimstal – im heute Tschechischen Erzgebirge – her, wo die Grafen von Schlick etwa 30 Jahre später große Mengen des Haller Guldiners nachprägten und ihre Münzen Joachimstaler oder kurz Taler nannten).
Burg Hasegg/Münze Hall -
Die Fugger
Eine schwäbische Erfolgsgeschichte
Die Familie Fugger, die ursprünglich aus dem schwäbischen Dorf Graben stammte, war die einflussreichste der Augsburger Handelsgesellschaften. Seit der Firmengründung durch Hans Fugger im Jahre 1367 wuchs der fuggersche Betrieb zum wichtigsten im deutschen Reich heran. Sie waren die Bankiers der Päpste und Kaiser und betrieben Handel in der gesamten damals bekannten Welt (Hinweis: Im Haus der Völker befinden sich afrikanische Armreifen aus Schwazer Kupfer, die über den Handel der Fugger nach Afrika gelangt sind). Die Fugger finanzierten das feudale Leben von Sigismund dem Münzreichen, die imperialistischen Pläne von Maximilian I. und auch die Wahl Karls V. zum deutschen König wurde durch die Bereitstellung der Bestechungssumme für die Kurfürsten (etwa 850.000 Gulden) von den Fuggern ermöglicht. In den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts gründeten Ulrich und Georg Fugger eine Handelsfirma im Deutschen Handelshaus in Venedig, der Handelsmetropole der beginnenden Neuzeit. Ihr jüngster Bruder, Jakob der Reiche (!) führte nach seinem Studium im Buchhaltungswesen in Venedig die Handelsniederlassung in Innsbruck und leitete auch die Geschäfte in Bezug auf den Schwazer Bergbau. Jakob schaffte es, mit dem Kupfer aus dem Schwazer Bergbau und dem Kupfer aus Neusohl ein europäisches Kupferimperium aufzubauen und in weiterer Folge sogar ein Kupfermonopol zu etablieren. In Schwaz bauten sich die Fugger einen feudalen Ansitz, das Fuggerhaus, in dem heute die Tertiär Schulschwestern zu finden sind. Als Jakob Fugger 1525 kinderlos verstarb, erbte sein Neffen Anton die Firma mit einem Firmenkapital von über 2 Millionen Gulden. Anton konnte das Fuggerimperium vergrößern. Durch Handel mit allen möglichen Waren, von Metallen über Gewürze zu Textilien und Arzneien konnte Anton Fugger das Firmenkapital mehr als verdoppeln. Neue Bergbauanteile in Skandinavien und Handelsverbindungen nach Peru und Chile führten die Fugger zu ihrer Blüte. Als im Jahre 1560 nach dem Tod Anton Fuggers eine Inventur durchgeführt wurde, ergab sich ein Vermögen von 5.6 Millionen Gulden und bei den Fuggern offene Schuldlasten von 5.4 Millionen Gulden (2.9 Mio. Gulden alleine in Spanien).
Doch die schwindende Rentabilität des europäischen Bergbaus machte auch den Fuggern zu schaffen. 1547 gaben sie Neusohl auf und 1657 ziehen sie sich als letzte Gewerken aus dem Schwazer Bergbau zurück und der staatliche Bergwerkshandel übernimmt den fuggerschen Abbau und wird zum alleinigen Betreiber der Bergwerke am Falkenstein.
Der Einfluss der Familie Fugger ging zurück, doch durch die Anhäufung von Ländereien durch Jakob und Anton Fugger gibt es heute noch drei Linien des Fugger Geschlechtes. -
Die Schwazer Wasserkunst
Ein Meisterwerk der Technik
Im Jahre 1515 begann man im Revier Falkenstein mit dem Abteufen des Schrägschachtes (82° Neigung). Bei der Suche nach dem Fahlerz im Tiefbau (Abbau unterhalb der Talsohle) standen die Bergleute einem massiven Problem gegenüber – dem Grundwasser. Deshalb stellte man Wasserknechte ein, die für die Trockenhaltung des Schachtreviers zuständig waren. 11 Jahre nach Beginn des Schachtbaues, 1526, waren 84 Wasserheber beschäftigt, bis zur Fertigstellung des Schachtes im Jahre 1533 erhöhte sich deren Anzahl auf 600. Die Wasserknechte arbeiteten in 6 Schichten zu je etwa 100 Mann unter schwierigsten Arbeitsbedingungen. 4 Stunden standen sie in der Nässe und Kälte auf hölzernen Leitern. Mit der Zeit forderten die Wasserknechte immer höhere Gehälter und sie schreckten auch nicht davor zurück, ihre Forderung durch Streiks zu bekräftigen. Den Gehaltsforderungen wurde oft nachgegeben wodurch die Kosten für das Schachtrevier enorm stiegen. Deshalb versuchten die Gewerken, das teure Personal durch eine Maschine zu ersetzen.
Die anfänglichen Versuche, die Wasserknechte durch technisches Gerät (z.B. Handpumpen) abzulösen, waren wenig erfolgreich. Erst im Jahre 1556 gelang es eine Wasserhebemaschine nach den Plänen des Salzburger Kunstmeisters Wolfgang Lasser (+1554) einzubauen. Diese Maschine funktionierte nach dem Prinzip „Wasser hebt Wasser“, sie bestand aus einem oberschlächtig angetriebenen Kehrrad mit einem doppelkonischen Haspelkorb (Gapelrad). Zum Antrieb des Kehrrades wurde ein 4 km langes Holzrinnwerk durch den Berg gelegt, durch das Wasser vom Bucher Bach hereingeleitet wurde. Das Wasser wurde mit „Bulgen“, aus Ochsenhäuten zusammengenähte Säcke, gefördert, das Erz mit kupfernen Tonnen.
Doch auch mit dieser technischen Errungenschaft war es schwierig, den Abbau im Schachtrevier aufrecht zu erhalten. 1615 musste man den Schacht erstmals aufgeben und verfüllte ihn mit taubem Gestein. Erst 1650 entschloss man sich, den Schacht wieder zu gewältigen und begann gleichzeitig einen zweiten, saigeren (=senkrechten) Schacht abzuteufen. Man verbesserte die Technik der Wasserhebemaschine und schlug eine Verbindungstrecke von der Schachtstube zum Saigerschacht.
In den folgenden Jahren wurde ein weiteres Wasserrad, das nur der Wasserhebung durch Pumpen dienen sollte, in der mittleren Radstube eingebaut. 1755 vollzog Johann Baptiste von Erlacher die letzte Verbesserung, indem er ein drittes Wasserrad einbauen ließ, dessen Gestänge mit dem des zweiten Wasserrades gekoppelt war, wodurch der Antrieb verbessert werden konnte.
Die Abmessungen der Wasserräder: Das Gapelrad (Untere Radstube) maß 28 Schuh (ca. 9,2 m), das mittlere Rad 30 Schuh (ca. 9,9 m) und das obere Rad (Mittlere Radstube) 32 Schuh (ca. 10,6 m). -
Soziale Errungenschaften des Schwazer Bergbaus
Über Arbeitsrecht und Sozialversicherung
Die Verleihungen und alle Regelungen am Berg erfolgten nach der Bergordnung für Gossensaß und Schwaz, die 1427 von Herzog Friedrich erlassen wurde und auf die Schladminger Bergordnung von 1408 zurückging. Die Bergordnung von 1427 bestimmte 11 Geschworene, die alle Streitigkeiten schlichten sollte, und bestellte einen Bergrichter und einen Wechsler (Steuereinnehmer) als Obrigkeit. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass alle Arbeiter wöchentlich zu bezahlen waren (ein Hauer bekam z.B. einen Gulden). 1447 verbesserte Herzog Sigmund die Bergordnung für Schwaz um einige Punkte, und 1449 erfolgte die letzte große Erweiterung der Ordnung. Aus diesen Ordnungen des Schwazer Bergwerkes ergibt sich ein völlig neues, von der festen mittelalterlichen Ordnung abweichendes Recht. Das wichtigste ist die Freiheit am Berg, die Gleichbehandlung von Ansässigen und Zuwanderern und Vorrechte und Freiheiten für alle am Bergwerk Tätigen (jeder Bergmann durfte auf öffentlichem Boden steuerfrei ein Haus errichten, oder zum Eigengebrauch Vögel und Fische fangen).
Das Bruderhaus war eine Art Krankenhaus, das eingerichtet wurde, um Knappen, die bei ihrer Arbeit verletzt oder krank wurden, zu pflegen und zu erhalten, da sie durch ihre Arbeitsunfähigkeit nicht für ihren Unterhalt aufkommen konnten. Finanziert wurde das Bruderhaus durch die Bruderlade, die der Vorgänger unseres heutigen Sozialsystems war. Jeder Arbeiter hatte monatlich einen Kreuzer abzugeben. Dieses Geld wurde vom Hutmann bei der Ausbezahlung einbehalten und an den jeweiligen Gewerken weitergegeben, der dann wiederum das Geld in die Bruderlade einzahlte.
Die Leitung des Bruderhauses hatte der Hausvater, der von zwei Brudermeistern unterstützt wurde. Diese drei Personen hatten aus der Bruderlade ein Haus, das Grundstück und die Einrichtung zu finanzieren, um die bedürftigen Erzknappen mit Speis und Trank zu versorgen und sie „mit Arzneien zu versehen und heilen zu lassen, bis sie wieder gesund“ waren. Außerdem wurde an die Erzknappen, die das Bruderhaus in Anspruch nahmen, eine Art Tagessatz ausbezahlt. Weiters wurden aus der Bruderlade ein Priester, der im Bruderhaus täglich eine Messe las, eine Köchin, Knechte und Mägde bezahlt. „Es werden aber keine Weiber, selbst wenn sie arm und krank sind, darin aufgenommen.“ Der Hausvater und die Brudermeister hatten der Berggerichtsobrigkeit jährlich Bericht zu erstatten.
Eines der Bruderhäuser befand sich auf dem Gelände der ehemaligen Tabakfabrik.